MM

Samstag, 11. Juni 2016

Bevor ich mit meinen kleinen Geschichten aus der Vergangenheit einen Sprung in die nächste Stadt mache, muss ein Jemand tatsächlich noch Erwähnung finden.

Ich war 14 und wechselte vom Gymnasium auf die Gesamtschule.  Eigentlich war das gar keine schlechte Idee bezüglich eines neuen Images und neuen Bekanntschaften und möglicherweise würde ich ja so etwas finden wie Freunde.  Blöd war nur, dass da jemand schon vor mir die Schule gewechselt hatte und zwar genau in die Klasse in die ich auch kommen sollte. Und diese Eine hatte schon alle möglichen Storys und Geschichten ausgepackt,  noch bevor ich überhaupt einen Tag da war. Schlechtes Timing?  Mieses Karma?  Keine Ahnung, aber auf jeden Fall gab es eines für mich vorerst nicht, neue Freunde.

Irgendwie versuchte ich mich anzupassen.  Aber wie immer blieb es eher ein Versuch.  Und ziemlich schnell, nachdem ich feststellte, dass das hier alles schon wieder nichts wird, sah ich dich. Du warst riesig,  aber mal abgesehen davon warst du einfach eine Erscheinung!  Meine Erscheinung!  Und du hattest genau die richtige Prise Andersartigkeit die ich gesucht hatte. Endlich jemand der so normal war wie ich.  Ich hatte irgendwie versucht an deinen besten Freund ranzukommen.  So ganz bekomme ich die Geschichte wie wir uns dann eigentlich kennenlernten nicht mehr zusammen.  Viel wichtiger ist jedoch, dass es so war.
Und noch viel besser war, du zeigtest mir eine ganz neue Welt. Die Welt voll von gestürzten Kreuzen,  weißen Kontaktlinsen, schwarzen Mänteln, depressiver Gothik-mukke...Und du sagtest mir: in einer Welt voller Wahnwitz ist es ok, wenn man anders ist.
Ich gewöhnte mir ab das Wort: "Gott"  in den Mund zu nehmen. Ich fing an zu rauchen..Davidoff...Die roten...  (du rauchtest sie ja auch)
Wir redeten über krasse scheiße... Planten aberwitzige Dinge...Meist am Wall,  an der Trauerweide.
Und dann fing der Terror an, zu Hause.  Meine Familie merkte das ich mich immer mehr in etwas entwickelte, was Ihnen nicht gefällt.  Kontrolle,  Verbote, Tribunale, etc.... Je mehr Verbot, desto mehr wollte ich zu dir. Wir telefonierten die Nächte durch...Es war alles schnell und intensiv.  Die Kirche,  der Haubentaucher,  die Weide, im Regen in der Telefonzelle.... Du warst immernoch verliebt in deine Ex. Wie hab ich es gehasst.  Eigentlich solltest du mein erster sein. Ich war so wahnsinnig in dich vernarrt.  Gut, und widerrum ebenso krank.
Ich glaube dir war das klar. Du hast es nie ausgenutzt.  Warum eigentlich?

Und dann kam dieser Tag.  Wir schwänzten Schule..gingen zu mir. Da war dieses Messer..
Nunja
Und dann kam mein Vater unverhofft früher von einer Dienstreise wieder.
Und auf einmal war alles anders.
Meine Angst,  meine Panik... Ich schnappte mir mein Jugenweihegeld und haute ab. Telefonierte... Eine Nacht im Keller....definitiv nicht die schlimmste Nacht meines Lebens, aber auch nicht die tollste.  Nächsten Tag Angst vor den Bullen,  weiter verstecken.
Und dann sagtest du ich muss zurück.  Gerade du... Und ich dachte es wäre klar warum ich da weg musste.  Du riefst meine Eltern an...Sie kamen mich holen...

Und es wurde nie wieder wie es war.

Die Telefonzelle gibt's schon lange  nicht mehr, schwarze Sachen trage ich nur noch zum arbeiten... Aber als ich sah, dass die Weide gefällt wurde, wurde ich wieder das traurige Mädchen von damals und weinte um die Zeit mit dir, die ich tief im Herzen trage...

0 Comments:

Kommentar veröffentlichen